Bisexualität wird oft missverstanden, und leider wird man als bisexueller Mann immer wieder mit den gleichen ärgerlichen und vorurteilsbehafteten Fragen und Kommentaren konfrontiert. Es ist an der Zeit, einige dieser Aussagen zu klären und zu zeigen, warum sie problematisch sind. Hier sind elf Dinge, die du einem bisexuellen Mann besser nicht sagen solltest.
1. „Aber du bist doch mit einem [beliebiges Geschlecht einfügen] verheiratet!“
Ja, vielleicht bin ich das. Doch das bedeutet nicht, dass meine sexuelle Anziehung zu anderen Geschlechtern verschwindet. Wenn ein schwuler Mann heiratet, heißt das ja auch nicht, dass er plötzlich alle anderen Männer unattraktiv findet.
2. „Ist nicht jeder ein bisschen bisexuell?“
Nein, nicht jeder ist ein bisschen bisexuell. Wäre das der Fall, würden sicherlich mehr heterosexuelle Männer auf mich stehen. Sexualität ist individuell und nicht jeder empfindet Anziehung zu mehreren Geschlechtern.
3. „Wann hattest du zuletzt eine Beziehung mit einem [beliebiges Geschlecht einfügen]?“
Ähnlich wie die vorherige Frage, unterstellt auch diese, dass man nur dann bisexuell sein kann, wenn man gleichzeitig oder abwechselnd Beziehungen mit verschiedenen Geschlechtern führt. Bisexuelle Menschen können auch monogam sein – es geht um Anziehung, nicht um die Anzahl der Beziehungen.
4. „Ich habe mich früher als bi identifiziert, bevor ich erkannt habe, dass ich schwul bin.“
Gut für dich! Aber nur weil du deine Identität geändert hast, bedeutet das nicht, dass alle bisexuellen Männer das gleiche durchmachen. Viele bisexuelle Männer bleiben ihr Leben lang stolz bei ihrer Identität.
5. „Forschungen sagen, dass es Bisexualität bei Männern gar nicht gibt.“
Viel Forschung zur Sexualität ist leider schlecht gemacht und voreingenommen. Oft wird versucht, die Existenz von Bisexualität mit fragwürdigen Methoden zu widerlegen. Aber Sexualität ist viel komplexer als nur physiologische Reaktionen.
6. „Wann hattest du zuletzt Sex mit einem [beliebiges Geschlecht einfügen]?“
Diese Frage suggeriert, dass man mit verschiedenen Geschlechtern sexuell aktiv sein muss, um als „wirklich“ bisexuell zu gelten. Das ist schlichtweg falsch. Bisexualität bedeutet nicht zwangsläufig, dass man ständig zwischen Geschlechtern wechselt.
7. „Bist du dann nicht in trans Menschen interessiert?“
Bisexualität bedeutet nicht, dass man nur auf cis Männer und cis Frauen steht. Das „bi“ in Bisexualität steht für Anziehung zu dem eigenen Geschlecht und Geschlechtern, die nicht das eigene sind. Viele bisexuelle Menschen sind auch an trans und nicht-binären Menschen interessiert.
8. „Vermisst du Männer, wenn du in einer monogamen Beziehung mit einer Frau bist?“
Vermisst du andere Männer, wenn du in einer festen Beziehung mit deinem Freund bist? Ja, vielleicht schon. Aber man hat sich für eine Beziehung entschieden und respektiert diese.
9. „Wer interessiert dich mehr? Männer oder Frauen?“
Sexuelle Anziehung ist nicht immer konstant. Manchmal habe ich nur Augen für Männer, manchmal zieht mich eine Frau auf der Straße magisch an. Diese Frage impliziert, dass man seine Anziehungskraft exakt messen und auf eine Seite festlegen könnte – doch so funktioniert es nicht. Anziehung lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken.
10. „Möchtest du mit mir und meiner Freundin einen Dreier haben?“
Manche bisexuelle Menschen sind an solchen Vorschlägen interessiert, die meisten jedoch nicht. Viele wollen nicht als Experimentierobjekt dienen, bevor überhaupt eine richtige zwischenmenschliche Verbindung besteht.
11. „Einmal war ich mit einem bi Typen zusammen, und er hat mich mit jemandem von einem anderen Geschlecht betrogen.“
Es tut mir leid, dass du das erlebt hast, wirklich. Aber daraus den Schluss zu ziehen, dass alle bisexuellen Menschen untreu sind, ist nicht fair. Untreue hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.
Frag ruhig – aber respektvoll
Viele dieser Fragen sind nicht grundsätzlich falsch, aber es kommt auf den Kontext und den Ton an. Wenn du mit jemandem befreundet bist und wirklich neugierig bist, gibt es oft respektvolle Wege, solche Fragen zu stellen. Es geht darum, nicht die Gültigkeit der Bisexualität in Frage zu stellen, sondern Interesse zu zeigen, ohne zu verletzen.
