Das weltbekannte Lied „Y.M.C.A.“ der Village People gilt seit Jahrzehnten als inoffizielle Hymne der LGBTQ+-Community.
Doch Victor Willis, Songwriter und Mitglied der Band, sieht das anders. In einem kontroversen Facebook-Post erklärte er, dass es sich bei dem Song nicht um ein „Gay Anthem“ handele.
Diese Aussage hat für reichlich Diskussionen gesorgt und wirft die Frage auf: Kann man einem Song seine kulturelle Bedeutung absprechen?
Trump, TikTok und Millionen-Einnahmen
Willis’ Statement kommt inmitten der anhaltenden Diskussion über die Verwendung von „Y.M.C.A.“ durch den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
Seit 2020 endet fast jede seiner Kundgebungen mit dem Hit der Village People, was bei vielen für Unmut sorgt.
Willis gab an, er habe zunächst versucht, Trump die Nutzung zu untersagen, änderte aber seine Meinung, als er sah, wie viel Spaß der Politiker beim Tanzen zu dem Song hatte.
Finanziell hat sich Trumps Nutzung offenbar gelohnt: Laut Willis erzielte der Song seitdem mehrere Millionen Dollar Umsatz und erreichte sogar Platz 1 der Billboard Dance/Electronic Sales Charts.
„Keine Gay-Hymne“ – oder doch?
Willis behauptet, dass die Verbindung des Songs mit der LGBTQ+-Community auf falschen Annahmen beruhe: Sein Co-Autor Jacques Morali sei zwar schwul gewesen, ebenso wie einige Mitglieder der Band, doch die Intention des Songs sei nie, eine Gay-Hymne zu schaffen.
„Die Leute sollten ihre Gedanken aus der Gosse holen“, schrieb Willis in seinem Post. Besonders stört ihn die Interpretation, dass der Song eine sexuelle Botschaft transportiere.
Dabei sprechen viele Fakten eine andere Sprache: Der Song erschien auf dem Album „Cruisin“, und das Y.M.C.A. selbst war in den 70er- und 80er-Jahren als beliebter Treffpunkt für die Gay-Community bekannt.
Die Texte, wie „You can hang out with all the boys“, wurden von vielen als subtile Anspielung auf sexuelle Freiheiten verstanden. Willis hingegen bezeichnet diesen Satz als Ausdruck für das Zusammenkommen afroamerikanischer Männer zum Sport oder Spielen.
Klagewelle ab 2025?
Willis’ Kritik geht so weit, dass er ab 2025 rechtliche Schritte gegen Medien und Organisationen ankündigt, die den Song weiterhin als LGBTQ+-Hymne bezeichnen. Seiner Meinung nach schade diese Beschreibung dem Ruf des Liedes.
Diese Drohung hat in der LGBTQ+-Community für Entrüstung gesorgt, da viele das Lied seit Jahrzehnten als Teil ihrer Kultur betrachten.
Historische und kulturelle Bedeutung
Unabhängig von Willis’ Absichten hat „Y.M.C.A.“ eine Bedeutung erlangt, die weit über die Intention der Songwriter hinausgeht.
Die Village People haben sich seit ihrer Gründung 1977 stark auf die LGBTQ+-Community bezogen – mit Songs wie „San Francisco (You’ve Got Me)“ und „Fire Island“, die explizit auf queere Reiseziele anspielen.
Die Band selbst profitierte enorm von ihrer Verbindung zur LGBTQ+-Kultur und trat bei unzähligen Pride-Events auf.
Auch die Aufnahme von „Y.M.C.A.“ in das National Recording Registry der Library of Congress im Jahr 2020 unterstreicht die kulturelle Relevanz des Songs, insbesondere für die LGBTQ+-Geschichte.
Ein Lied, viele Bedeutungen
Letztlich zeigt die Debatte um „Y.M.C.A.“, wie dynamisch kulturelle Symbole sein können. Ob als Partyhit, politisches Statement oder queere Hymne – das Lied hat sich zu einem universellen Klassiker entwickelt.
Weder die kontroversen Aussagen von Willis noch Trumps rhythmusfreie Tanzeinlagen können daran etwas ändern.