Matthew Mitcham, der erste offen schwule Mann, der eine olympische Goldmedaille gewann, ist eine Ikone in der LGBTQ+-Sportgeschichte. Doch hinter seinem historischen Sieg bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking verbirgt sich eine bewegende Lebensgeschichte voller Höhen und Tiefen. In einem offenen Interview mit Jon Dean im Podcast All Out sprach Mitcham über seine Erfolge, Kämpfe mit Sucht und Depression sowie den Wunsch nach persönlicher Erfüllung.
Ein historischer Moment und die Folgen
Mit seinem perfekten Sprung, der ihm die Höchstpunktzahl und Gold einbrachte, schrieb Mitcham Geschichte. Doch der Triumph brachte nicht die erhoffte innere Zufriedenheit. Stattdessen folgte ein „Olympic Come Down“ – eine Phase nach dem Höhepunkt, in der viele Athleten mit Depressionen kämpfen. Mitcham fühlte sich trotz seines Erfolgs oft vergessen und verglich sich mit anderen, wie dem britischen Taucher Tom Daley, was sein Selbstwertgefühl weiter belastete.
Der Kampf mit Sucht und Selbstwert
Mitcham offenbarte, dass er bereits in jungen Jahren mit Depressionen zu kämpfen hatte. Sein Wunsch, „besonders“ zu sein, trieb ihn an, doch die damit verbundenen Erwartungen führten zu einer toxischen Beziehung zum Sport. Nach seinem olympischen Sieg verfiel er erneut der Sucht. Er schilderte eindrucksvoll, wie er vor Wettkämpfen entgiftete, nur um danach wieder rückfällig zu werden. Diese Spirale führte ihn schließlich in die Reha.
Vergleich mit anderen Athleten
Ein wiederkehrendes Thema im Interview war Mitchams Vergleich mit anderen Athleten wie Tom Daley. Während Daley als „Posterboy“ des Sports gefeiert wurde und zahlreiche Sponsorenverträge erhielt, blieb Mitcham oft im Schatten. Dies verstärkte sein Gefühl des „Vergessenseins“, obwohl er als Pionier für LGBTQ+-Athleten gilt.
Der Weg zur Heilung
Nach mehreren Rückfällen schaffte Mitcham es 2016 endgültig, clean zu werden. Heute ist er seit über neun Jahren nüchtern. Seine Reise zeigt jedoch, dass Heilung kein linearer Prozess ist: „Drogen und Alkohol lösen keine Probleme; sie schaffen neue“, betonte er.

Aktuelle Herausforderungen
Trotz seiner Erfolge steht Mitcham weiterhin vor persönlichen Herausforderungen. In den letzten Jahren musste er eine Scheidung durchleben – eine Erfahrung, die er als emotional schwieriger empfand als seine früheren Kämpfe mit Sucht oder Depression.
Ein Vorbild trotz aller Kämpfe
Matthew Mitchams Geschichte ist weit mehr als nur die eines sportlichen Erfolgs. Sie zeigt die Komplexität des Lebens hinter den Kulissen des Ruhms und inspiriert durch Offenheit und Resilienz. Sein Vermächtnis als Pionier für LGBTQ+-Athleten bleibt unvergessen – auch wenn er selbst lernen musste, seinen Wert unabhängig von äußerer Anerkennung zu sehen.