Offene Beziehungen sind ein Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgt. Was bedeutet es, die monogamen Grenzen der klassischen Partnerschaft hinter sich zu lassen, um mehr Freiheit und sexuelle Vielfalt zu erleben?
Der 22-jährige Leo aus Stuttgart weiß genau, wie das ist. Er lebt seit einiger Zeit in einer offenen Beziehung mit seinem Freund und teilt seine Erfahrungen mit uns. Im Folgenden erfahrt ihr, wie Leo und sein Partner ihre offene Beziehung gestalten und welche Herausforderungen sie dabei meistern.
Inhalt des Ratgebers
- Was ist eine offene Beziehung?
- Unterschied zwischen offenen und polyamoren Beziehungen
- Eifersucht und Kommunikation in einer Offene Beziehung
- Ist eine offene Beziehung das Richtige für dich?
- Vorteile und Herausforderungen einer offenen Beziehung
- Wie spricht man das Thema „Offene Beziehung“ an?
- Eine Möglichkeit, aber kein Muss
Was ist eine offene Beziehung?
Eine offene Beziehung beschreibt eine Partnerschaft, in der beide Partner sexuelle Begegnungen mit anderen Menschen zulassen, während sie emotional verbunden bleiben. Leo erklärt, dass es nicht einfach darum geht, „schlampig“ zu sein oder die Verantwortung füreinander zu vernachlässigen.
Für Leo bedeutet diese Freiheit, dass er das sexuelle Abenteuer suchen kann, ohne seine Beziehung zu gefährden. Dabei betont er: „Wichtig ist, dass beide Partner zustimmen und sich wohl dabei fühlen. Ohne klare Absprachen geht gar nichts.“
„Mein Freund und ich lieben uns und sind uns emotional treu, aber wir möchten uns beide nicht von unserer sexuellen Freiheit trennen.“
Unterschied zwischen offenen und polyamoren Beziehungen
Leo hebt auch den Unterschied zwischen offenen und polyamoren Beziehungen hervor. Bei einer offenen Beziehung bleibt der Fokus auf der primären Partnerschaft, während man gleichzeitig sexuelle Kontakte außerhalb dieser Partnerschaft haben darf.
In einer polyamoren Beziehung hingegen können auch mehrere Liebesbeziehungen parallel geführt werden. „Für uns wäre das nichts“, meint Leo. „Wir wollen keine weiteren festen Beziehungen eingehen, sondern uns die Freiheit für sexuelle Abenteuer bewahren.“
Eifersucht und Kommunikation in einer Offene Beziehung
Ein zentraler Punkt in jeder offenen Beziehung ist das Thema Eifersucht. Leo gibt zu: „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es nie Eifersucht gibt. Manchmal ist es schwierig, wenn mein Freund jemand anderen trifft. Aber wir sprechen viel darüber und versuchen, uns gegenseitig zu verstehen.“
Kommunikation sei der Schlüssel, um mit solchen Gefühlen umzugehen. Es hilft, klare Regeln aufzustellen, die für beide Partner akzeptabel sind.
Eine Liste von Regeln, die Leo und sein Freund befolgen, könnte so aussehen:
- Beide müssen über bevorstehende sexuelle Kontakte informiert werden.
- Keine sexuellen Begegnungen mit Menschen aus dem engsten Freundeskreis.
- Immer auf Safer Sex achten und regelmäßig Tests machen.
„Es gibt viele Regeln, die man aufstellen kann. Das Wichtige ist, dass beide Partner die Regeln gemeinsam ausarbeiten und sich daran halten“, betont Leo.
Ist eine offene Beziehung das Richtige für dich?
Leo erzählt, dass eine offene Beziehung nicht für jeden die beste Wahl ist. „Man muss sich selbst fragen, wie wichtig emotionale und sexuelle Exklusivität für einen ist“, sagt er. Wenn man schon bei dem Gedanken an einen Partner mit anderen große Unruhe spürt, ist eine offene Beziehung vielleicht keine gute Idee.
Für Leo und seinen Freund war die offene Beziehung jedoch ein Weg, ihre individuellen Bedürfnisse zu erfüllen. „Wir haben verschiedene Sexdrives“, erklärt Leo. „Durch unsere Vereinbarung können wir beide glücklich und erfüllt bleiben, ohne dass einer von uns sich zurückhalten muss.“
Vorteile und Herausforderungen einer offenen Beziehung
Offene Beziehungen können viele Vorteile haben:
- Mehr Ehrlichkeit und Kommunikation über sexuelle Bedürfnisse.
- Geringerer Druck auf den Partner mit geringerem Sexdrive.
- Gelegenheit, sexuelle Fantasien auszuleben, die der Partner vielleicht nicht teilt.
Doch es gibt auch Herausforderungen:
- Eifersucht und Unsicherheit können auftreten.
- Manchmal gibt es Missverständnisse bei den Regeln.
- Nicht jeder im Umfeld versteht diese Form der Beziehung.
Leo rät dazu, alle Vor- und Nachteile genau abzuwägen und mit dem Partner ehrlich zu besprechen. „Eine offene Beziehung kann toll sein, wenn beide Partner dahinterstehen. Aber es kann auch nach hinten losgehen, wenn man nicht wirklich bereit ist.“
Wie spricht man das Thema „Offene Beziehung“ an?
„Das war wohl das Schwierigste für mich“, gesteht Leo. „Ich hatte Angst, dass mein Freund denkt, ich liebe ihn nicht mehr, wenn ich vorschlage, eine offene Beziehung zu führen.“ Doch die Art und Weise, wie man das Gespräch anfängt, ist entscheidend. Leo rät, das Thema zunächst allgemein anzusprechen und nicht sofort eigene Wünsche zu äußern.
„Es hilft, zu fragen, wie der Partner generell dazu steht. Dann merkt man schnell, ob es eine Chance gibt, darüber weiter zu reden.“
Wenn beide bereit sind, sollten klare Regeln festgelegt werden, die für beide Seiten passen. Leo betont, dass es nie nur darum gehen darf, eigene Bedürfnisse durchzusetzen. „Beide müssen sich wohl damit fühlen, sonst funktioniert es nicht.“
Eine Möglichkeit, aber kein Muss
Offene Beziehungen können für schwule Paare eine Bereicherung sein, aber sie sind nicht für jeden geeignet. Leo und sein Freund haben einen Weg gefunden, ihre Beziehung zu öffnen und sich dabei dennoch nahe zu bleiben. „Es ist nicht immer leicht, aber für uns ist es der richtige Weg“, sagt Leo.
Letztlich ist es eine individuelle Entscheidung, die jedes Paar für sich treffen muss. Das Wichtigste ist dabei Ehrlichkeit, Respekt und das gegenseitige Verständnis. Nur dann kann eine offene Beziehung gelingen und für beide Partner erfüllend sein.