Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Schulzeit. Damals hatte ich oft dieses diffuse Gefühl, dass ich irgendwie anders war als meine Freunde. Während sie von Mädchen schwärmten, versuchte ich irgendwie mitzumachen, aber es fühlte sich nie richtig an. Stattdessen hatte ich oft dieses Kribbeln im Bauch, wenn ich andere Jungs sah. Besonders erinnere ich mich an einen Sommernachmittag, als ich ein Magazin durchblätterte und plötzlich bei einem Bild eines gut aussehenden jungen Mannes hängen blieb. „Bumm!“ dachte ich, „jetzt verstehe ich“.
Falls du dich ähnlich fühlst, dann bist du nicht allein. Viele von uns fragen sich irgendwann: „Bin ich schwul?“ oder „Was bedeuten meine Gefühle?“
Dieser Artikel soll dir dabei helfen, deine Gefühle zu verstehen und vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.
Inhalt des Ratgebers
- Erste Anzeichen: Die Pubertät als Achterbahnfahrt
- Bin ich schwul? Ein kleiner Test
- Was bedeutet es, schwul zu sein?
- Warum das Outing so wichtig sein kann
- Du bist nicht allein: Sich selbst akzeptieren lernen
- Nimm dir die Zeit, die du brauchst
Erste Anzeichen: Die Pubertät als Achterbahnfahrt
Die Pubertät ist oft eine Zeit voller Unsicherheit und Verwirrung – für jeden Menschen. In dieser Phase beginnt unser Körper, sich zu verändern, und auch unsere Gefühle spielen verrückt. Vielleicht merkst du, dass du dich zu Jungs hingezogen fühlst, vielleicht bist du dir aber auch einfach nicht sicher, wie du deine Empfindungen einordnen sollst.
Es ist wichtig zu wissen, dass sexuelle Identitäten sich mit der Zeit entwickeln können. Du musst dich nicht sofort festlegen oder wissen, welches Label auf dich passt. Viele schwule Jungs stellen erst nach und nach fest, dass sie sich eher zu Jungs als zu Mädchen hingezogen fühlen. Diese Erkenntnis kann plötzlich kommen oder sich schleichend entwickeln.
„Frauen haben mich nie wirklich angezogen, aber dass ich schwul bin, wusste ich, als die Pubertät anfing. Ich fühlte mich zu den anderen Jungs hingezogen und wollte wissen, wie sie so sind.“ – Sascha, 17

Bin ich schwul? Ein kleiner Test
Falls du dich fragst, ob du schwul sein könntest, können dir diese Fragen vielleicht weiterhelfen:
- Fühlt es sich gut an, wenn du andere Jungs anschaust oder an sie denkst?
- Warst du schon einmal in einen Jungen oder Mann verliebt?
- Fühlst du dich anders als andere Jungs?
- Gehen deine sexuellen Träume und Fantasien eher um Jungs als um Mädchen?
Es ist völlig in Ordnung, wenn du diese Fragen noch nicht beantworten kannst. Es braucht Zeit, um sich seiner eigenen Gefühle sicher zu werden. Am Ende bist du die einzige Person, die entscheiden kann, was für dich richtig ist.
Was bedeutet es, schwul zu sein?
Schwul zu sein bedeutet, dass man sich sexuell und romantisch zu Männern hingezogen fühlt. Es mag auf den ersten Blick beängstigend oder verwirrend sein, anders zu sein als der große Rest der Gesellschaft. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass deine Gefühle normal und natürlich sind. Schwulsein ist nichts, wofür man sich schämen müsste.
Viele schwule Jungs machen ihre ersten Erfahrungen in der Pubertät. Diese Zeit kann auch ziemlich herausfordernd sein, denn leider gibt es immer noch Vorurteile und Witze über Schwule. Die Angst, zum Ziel solcher Witze zu werden, kann dazu führen, dass man seine Gefühle versteckt.
Wusstest du, dass auch Tiere schwul sein können?
Warum das Outing so wichtig sein kann
Vielleicht fragst du dich: „Warum muss ich mich überhaupt outen?“ Niemand kommt doch schließlich auf die Idee, sich als heterosexuell zu outen. Diese Frage ist absolut berechtigt, und es ist auch nicht notwendig, dass du dich sofort vor der Welt öffnest. Aber viele Schwule entscheiden sich, sich zu outen, weil es ihnen hilft, sich selbst zu akzeptieren und ein authentisches Leben zu führen.
Woher kommt der Begriff „Coming-out“?
„Coming-out“ wird meist als Kurzform für „Coming out of the closet“ verwendet, was sinngemäß „aus dem Versteck kommen“ oder „aus der Dunkelheit heraustreten“ bedeutet. Der „closet“ (Schrank) symbolisiert dabei ein Versteck, in dem Menschen ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität verborgen halten, um Stigmatisierung, Diskriminierung oder Ablehnung zu vermeiden.
Das Leben im sogenannten „Schrank“, also das Verstecken der eigenen Gefühle, kann sehr einsam und anstrengend sein. Es kostet viel Kraft, sich selbst zu verleugnen und so zu tun, als wäre man jemand anderes. Ein Outing kann dir helfen, offener zu sein und Unterstützung von Menschen zu bekommen, die dich so akzeptieren, wie du bist.
„Ich hab irgendwann einfach die Fakten akzeptiert. Ich konnte und wollte ab einem gewissen Zeitpunkt mein Schwulsein nicht mehr leugnen. Warum soll ich so tun, als wär ich jemand anderer als der, der ich eben bin?“ – Andreas, 19

Du bist nicht allein: Sich selbst akzeptieren lernen
Sich als schwul zu akzeptieren, ist nicht immer einfach, besonders in einer Welt, die Schwulen oft skeptisch gegenübersteht. Aber du bist nicht allein. Viele Menschen haben ähnliche Erfahrungen gemacht, und es gibt Unterstützung – sei es in Form von Beratungsstellen, Jugendgruppen oder einfach durch Gespräche mit anderen schwulen Menschen.
Queere Jugendgruppen und Jugendzentren
Du möchtest andere queere Menschen außerhalb des Internets kennenlernen? In vielen Städten gibt es queere Jugendgruppen und Jugendzentren.
Manchmal hilft es auch, Vorbilder zu haben. Es gibt viele Menschen, die stolz zu ihrer Sexualität stehen und anderen Mut machen. Und denk daran: Egal, was andere denken, du bist normal und wertvoll, genauso wie du bist.
Nimm dir die Zeit, die du brauchst
Deine sexuelle Identität zu entdecken, ist eine Reise, die für jeden unterschiedlich lange dauert. Es gibt keinen Grund zur Eile und keine „richtige“ Antwort, die du finden musst. Was auch immer du für dich herausfindest – es ist okay. Wichtig ist, dass du dich selbst akzeptierst und dass du weißt, dass du nicht allein bist.