Vor einigen Jahrzehnten war BDSM noch ein absolutes Tabuthema, doch mittlerweile ist es gesellschaftlich akzeptiert. Immer mehr Menschen interessieren sich für BDSM und speziell für Breath Play. Doch bei aller Neugier sollte man sich über die Risiken im Klaren sein – besonders, wenn es um das Thema Atemkontrolle geht. Atemkontrollspiele sind nicht nur ein intensives Erlebnis, sondern bergen auch ernsthafte Gefahren, die man nicht unterschätzen sollte.

Inhalt des Ratgebers

Was ist Breath Play?

Breath Play bezeichnet eine Form sexueller Aktivität, bei der die Atmung eines Partners eingeschränkt wird. Das kann durch Würgen, Ersticken oder den Einsatz von Gegenständen wie Gasmasken, Plastiktüten oder speziellen Masken geschehen. Auch das sogenannte autoerotische Asphyxiieren, bei dem man sich selbst während der Masturbation die Luft abschnürt, gehört dazu.

Dabei kann eine Vielzahl von Gegenständen wie Seile, Schals oder Krawatten verwendet werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Manche experimentieren sogar mit Korsetts oder anderen engen Kleidungsstücken, um die Atmung einzuschränken.

Warum reizt Breath Play?

Viele Menschen suchen bei Breath Play den ultimativen Kick: Wenn das Gehirn weniger Sauerstoff erhält, kann das Gefühl intensiver und der Orgasmus umso stärker sein. Ein Sauerstoffmangel, der an die Grenze zum Ersticken führt, kann temporäre Euphorie erzeugen.

Es geht also um ein Spiel mit den Grenzen des Körpers – und oft auch um Macht und Kontrolle. Die Vorstellung, die Kontrolle über die Atmung des Partners zu haben oder die eigene Atmung einem anderen anzuvertrauen, kann extrem aufregend sein. Dabei spielen Machtverhältnisse und das Gefühl der Unterwerfung oder Dominanz eine entscheidende Rolle. Für viele ist es genau dieser Nervenkitzel, der den Reiz ausmacht.

Die großen Risiken von Breath Play

Hier liegt jedoch auch das größte Problem: Das Timing ist entscheidend. Verpasst man den Punkt zwischen dem gewünschten Rauschzustand und Bewusstlosigkeit, können schwerwiegende gesundheitliche Folgen eintreten. Das Risiko, sich selbst oder den Partner zu verletzen, ist immens hoch, und die möglichen Konsequenzen sollten nicht unterschätzt werden. Hier sind einige der möglichen Risiken:

Hirnschäden

Sauerstoffmangel führt bereits nach wenigen Minuten zu schweren Schäden. Ab etwa vier Minuten ohne Sauerstoff beginnen Gehirnzellen abzusterben – danach droht ein Organversagen. Wer hier zu lange spielt, riskiert dauerhaft schwere Beeinträchtigungen. Viele Menschen unterschätzen, wie schnell das passieren kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass selbst kurze Zeiträume ohne ausreichend Sauerstoff irreversible Schäden hinterlassen können.

Herzprobleme

Atemkontrollspiele können auch Herzrhythmusstörungen auslösen, die im schlimmsten Fall zu einem Herzstillstand führen. Ein Herzinfarkt kann sogar Stunden oder Tage nach dem Spiel auftreten, besonders wenn die Herzgefäße geschädigt wurden. Atemkontrollspiele erhöhen die Belastung des Herzens erheblich, da es ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr härter arbeiten muss. Dies kann sowohl bei Menschen mit bereits bestehenden Herzproblemen als auch bei scheinbar gesunden Personen zu schweren gesundheitlichen Folgen führen.

Verletzungen am Hals

Das Würgen oder die Verwendung von Fesseln um den Hals kann zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Symptome können Schmerzen im Hals, Schluckbeschwerden oder sogar neurologische Ausfälle sein. Der Druck auf den Hals kann nicht nur die Atemwege, sondern auch die Blutgefäße und Nervenbahnen beschädigen. Wenn nach einer Breath-Play-Session Beschwerden auftreten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Langfristige Schäden, wie dauerhafte Heiserkeit oder Nervenschäden, sind keine Seltenheit und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Rechtliche Konsequenzen

Wer beim Atemkontrollspiel zu weit geht, riskiert auch rechtliche Probleme. Stirbt der Partner durch die Atemkontrolle, droht eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung oder Schlimmeres – egal, ob eine Einwilligung bestand oder nicht. Selbst wenn beide Partner dem Spiel freiwillig zustimmen, ist die rechtliche Lage kompliziert. In den meisten Ländern ist es nicht möglich, in eine Handlung einzuwilligen, die das eigene Leben gefährdet. Das bedeutet, dass derjenige, der die Kontrolle hat, immer ein enormes Risiko eingeht.

Sicherheit steht bei Breath Play an erster Stelle

Wer trotz der Risiken Breath Play ausprobieren möchte, sollte einige grundlegende Sicherheitsregeln beachten. Diese Regeln können den Unterschied zwischen einem aufregenden Erlebnis und einer lebensbedrohlichen Situation ausmachen.

1. Nur mit vertrauenswürdigen Partnern spielen

Breath Play sollte niemals mit einem Partner ausprobiert werden, dem man nicht voll vertraut. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Risiken ist essentiell, und Vertrauen ist dabei die Grundlage. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass der Partner die Grenzen respektiert und in der Lage ist, in einer Notfallsituation angemessen zu reagieren.

2. Sicherungszeichen und -wörter vereinbaren

Bei Breath Play reicht ein einfaches Stop-Wort nicht aus, denn sobald die Luft knapp wird, kann man nicht mehr sprechen. Es ist daher wichtig, auch ein Sicherungszeichen zu vereinbaren, das der Partner leicht erkennen kann. Dieses kann eine Handbewegung oder ein anderes visuelles Signal sein, das deutlich macht, dass die Grenze erreicht ist. Diese Sicherheitsvorkehrungen sollten niemals vernachlässigt werden, da sie im Ernstfall Leben retten können.

3. Im Vorfeld alles genau besprechen

Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten beide Partner vorher genau besprechen, was sie vorhaben. Was ist erlaubt? Wie weit soll es gehen? Wer welche Erwartungen hat, muss klar sein, damit beide sich sicher fühlen. Eine klare Kommunikation ist der Schlüssel, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Es sollte auch besprochen werden, welche Hilfsmittel zum Einsatz kommen und wie im Notfall gehandelt wird. Je detaillierter die Planung, desto sicherer ist das Erlebnis.

4. Keine Drogen oder Alkohol

Alkohol und Breath Play sind eine tödliche Kombination. Wer nicht voll bei Bewusstsein ist, hat keine Kontrolle über das Geschehen – und kann Gefahrensignale nicht mehr richtig wahrnehmen. Auch der Partner kann unter dem Einfluss von Substanzen Gefahrensignale übersehen. Bei Atemkontrollspielen muss jeder Beteiligte vollständig bei klarem Verstand sein, um Risiken zu minimieren und im Ernstfall schnell reagieren zu können.

5. Solo? Nur mit Notfallplan

Autoerotische Asphyxie ist besonders gefährlich, weil niemand zur Hilfe kommen kann, wenn etwas schiefgeht. Wer es trotzdem wagt, sollte immer einen Fluchtplan haben – z. B. ein Messer, um Fesseln zu durchtrennen. Aber am sichersten ist es, gar nicht erst allein zu experimentieren. Das Risiko, sich selbst in eine lebensgefährliche Situation zu bringen, ist erheblich höher, wenn niemand da ist, der im Notfall eingreifen kann.

Ist Breath Play ein Zeichen von psychischen Problemen?

Die Neigung zu Breath Play ist nicht unbedingt ein Zeichen einer psychischen Erkrankung. Viele Menschen haben Fantasien, die mit Macht, Kontrolle und Grenzen zu tun haben. Solche Fantasien sind nicht per se problematisch, solange sie sicher und einvernehmlich ausgelebt werden.

Wenn jedoch nur noch der Schmerz oder das Risiko sexuelle Erregung auslöst, kann es hilfreich sein, mit einem Therapeuten darüber zu sprechen. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen einer Vorliebe und einem Zwang zu erkennen. Wenn das Bedürfnis nach gefährlichen Praktiken das Sexualleben dominiert und andere Formen der Intimität unmöglich macht, kann dies auf tieferliegende Probleme hinweisen, die professioneller Hilfe bedürfen.

Spiel mit dem Feuer

Breath Play ist ein Spiel mit dem Feuer – ein riskantes Vergnügen, das in der richtigen Umgebung große Lust, aber auch großes Leid bringen kann. Wer sich darauf einlassen möchte, sollte alle Risiken kennen und stets auf Nummer sicher gehen.

Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen, und niemand sollte die potenziellen Gefahren auf die leichte Schulter nehmen. Denn am Ende sollte es um genussvolle und sichere Erfahrungen gehen, die beide Partner mit Freude erleben können.

Jede Form der sexuellen Erkundung sollte darauf abzielen, sowohl Erfüllung als auch Sicherheit zu bieten. Deshalb: Wer Breath Play ausprobieren möchte, sollte sich gründlich informieren, vorsichtig sein und niemals die Risiken unterschätzen.

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Hallo, ich bin David, 30 Jahre alt und komme aus Köln. Wenn ich nicht gerade auf Reisen bin oder die Kölner Bars und Clubs unsicher mache, schreibe ich darüber - und gebe meine Tipps an euch weiter....