Die Zahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland steigt rasant – ein alarmierendes Signal, wie aus dem aktuellen Lagebericht des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Die neuesten Zahlen zeigen: Hasskriminalität gegen queere Menschen bleibt ein drängendes gesellschaftliches Problem.

Ein drastischer Anstieg innerhalb eines Jahrzehnts

Die Statistik ist erschreckend: Im Jahr 2023 wurden 1.785 queerfeindliche Straftaten registriert – ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Waren es 2022 noch 1.188 Fälle, zeigen die aktuellen Zahlen einen deutlichen Anstieg von Beleidigungen, Volksverhetzungen, Bedrohungen und Gewaltdelikten. Besonders gravierend ist der langfristige Trend: Seit 2010 hat sich die Zahl der dokumentierten Fälle fast verzehnfacht.

Die Dunkelziffer dürfte allerdings noch deutlich höher liegen. „Die Ergebnisse zeigen einen weiteren Anstieg queerfeindlicher Straftaten“, so das BKA. Ein neueres System zur Fall-Erfassung soll ab 2024 genauere und verlässlichere Daten liefern.

Gewalt und Diskriminierung: Wer sind die Täter?

Ein genauerer Blick auf die Täterprofile offenbart: Die Mehrheit der Tatverdächtigen sind junge Männer. 91 Prozent der Täter sind männlich, drei Viertel besitzen (auch) die deutsche Staatsangehörigkeit. Viele von ihnen stammen aus sozialen Gruppen mit homogenen und oft homophoben Einstellungen.

Die häufigsten Delikte, die sich gegen LGBTI*-Menschen richten, umfassen Beleidigungen (32 Prozent), Körperverletzungen (17 Prozent) und Volksverhetzungen (15 Prozent). Fast 20 Prozent der registrierten Gewaltdelikte in Deutschland richten sich gezielt gegen queere Menschen – ein Anteil, der die Dimension des Problems unterstreicht.

Warum steigt die Hasskriminalität?

Die Ursachen für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt liegen tief in sozialen und kulturellen Strukturen. Wie das BKA feststellt, spielen traditionelle Geschlechterrollen und eine ablehnende Haltung gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen eine zentrale Rolle. Homophobie und Transphobie sind häufig das Ergebnis von familiären, religiösen und kulturellen Normen.

„Das gesellschaftliche Klima ist polarisierter und rauer geworden. Das ist besorgniserregend. Das Verhöhnen, Lächerlichmachen und Verachten von Menschen wird zunehmend normalisiert.“, warnt Sven Lehmann, der Queerbeauftragte der Bundesregierung. Die zunehmende Polarisierung führe dazu, dass Hass und Verachtung nicht nur toleriert, sondern oft aktiv gefördert werden.

Politischer Handlungsbedarf

Bundesinnenministerin Nancy Faeser forderte in einer Stellungnahme, dass queerfeindliche Gewalt klar benannt und konsequent verfolgt werden müsse. Neben verschärfter Strafverfolgung setzen Sicherheitsbehörden auf präventive Maßnahmen. Dazu zählt etwa eine neue virtuelle Landkarte, die Anlaufstellen für queere Menschen sichtbar macht.

Auch die Innenministerkonferenz wird sich in Zukunft verstärkt mit der Prävention und Strafverfolgung von Hasskriminalität befassen. „Das Engagement gegen LGBTI*-Feindlichkeit bleibt eine politische und gesellschaftliche Daueraufgabe“, betont Lehmann.

Die Zahlen des Lageberichts zeichnen ein düsteres Bild: Gewalt und Diskriminierung gegen queere Menschen sind nicht nur real, sondern nehmen erschreckend zu. Der Kampf gegen Hasskriminalität bleibt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung – eine, die nicht nur queere Menschen betrifft, sondern die Grundfesten eines friedlichen Zusammenlebens.

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