Eine aktuelle Studie der britischen LGBTQ+-Organisation Stonewall zeigt, dass fast 40 Prozent der LGBTQ+ Menschen in Großbritannien am Arbeitsplatz nicht geoutet sind. Der Grund: Die Angst vor Diskriminierung.
Laut dem am 31. Januar veröffentlichten Bericht verheimlichen zwei von fünf queeren Arbeitnehmer*innen ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität, um negativen Konsequenzen zu entgehen.
Diskriminierung bleibt ein großes Problem
Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein besorgniserregendes Bild. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Befragten gab an, aufgrund ihrer Identität negative Kommentare von Kundinnen oder Klientinnen erhalten zu haben. Fast ein Drittel (31 Prozent) der LGBTQ+ Personen fühlt sich nicht in der Lage, sich selbst am Arbeitsplatz treu zu bleiben. Besonders alarmierend: Von diesen Menschen hatten 53 Prozent bereits Diskriminierungserfahrungen am Arbeitsplatz gemacht.
Zudem glauben 31 Prozent der Betroffenen, dass sie sich nicht sicher fühlen würden, Diskriminierung zu melden, falls sie Opfer von homophober oder biphober Belästigung würden. Besonders drastisch: Zwölf Prozent der Befragten glauben, aufgrund ihrer Identität unrechtmäßig entlassen worden zu sein – eine klare Rechtsverletzung in Großbritannien.
Herausforderungen durch politische Entwicklungen
Stonewall hebt hervor, dass diese alarmierenden Zahlen in einem besorgniserregenden politischen Kontext stehen. Weltweit werden LGBTQ+-Rechte infrage gestellt, und Unternehmen ziehen sich zunehmend aus Diversity-, Equity- und Inclusion-Programmen (DEI) zurück. US-Präsident Donald Trump hat kürzlich mit neuen Verordnungen den Rückzug von DEI-Initiativen begünstigt.
Auch große Tech-Unternehmen wie Meta stehen in der Kritik. Anfang Januar wurde bekannt, dass Meta LGBTQ+-Schutzmaßnahmen auf Facebook und Instagram zurückgefahren hat. Dadurch können Nutzer*innen nun diskriminierende Begriffe wie „geisteskrank“ oder „Freaks“ für queere Menschen verwenden, ohne Konsequenzen zu fürchten. Laut Sarah Kate Ellis, Präsidentin der LGBTQ+-Organisation GLAAD, erteilt Meta damit eine „Freikarte für Hass“ gegen LGBTQ+-Personen.
Warum Unternehmen jetzt handeln müssen
Simon Blake, CEO von Stonewall, betont die Verantwortung von Arbeitgeber*innen:
„Organisationen müssen zu ihrer Verpflichtung für Gleichberechtigung und Inklusion stehen – nicht nur aus moralischen Gründen, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Wenn sich Mitarbeitende am Arbeitsplatz sicher fühlen, sind sie engagierter und produktiver, was letztendlich auch dem Unternehmen zugutekommt.“
Blake fordert, dass alle Angestellten das Recht haben müssen, sich in ihrem Arbeitsumfeld sicher zu fühlen – ohne Angst vor Belästigung oder unfairer Behandlung.
Fazit: Ein Weckruf für mehr Sichtbarkeit und Schutz
Die Zahlen von Stonewall verdeutlichen, dass die Angst vor Diskriminierung viele LGBTQ+ Menschen weiterhin dazu bringt, sich im Arbeitsleben zu verstecken. Dies zeigt, wie dringend mehr Schutzmaßnahmen und eine offene Unternehmenskultur nötig sind. In einer Zeit, in der queere Rechte weltweit unter Druck geraten, müssen Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes ein klares Zeichen für Inklusion setzen.