Es war an einem kühlen Novemberabend, als ich über das Konzept des „No Nut November“ stolperte. Die Herausforderung klang einfach: Einen Monat lang keinen Orgasmus haben – weder durch Sex noch durch Masturbation. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Könnte Verzicht wirklich zu mehr Konzentration, Energie und besseren Beziehungen führen?

Etwas skeptisch, aber auch neugierig beschloss ich, es auszuprobieren. Und das habe ich dabei entdeckt – die guten Seiten, die Schattenseiten und was die Wissenschaft dazu sagt.

Darum geht’s

Was steckt hinter „No Nut November“ und NOFAP?

„No Nut November“ (kurz: NNN) ist eine vor allem in Online-Communities verbreitete Challenge. Die Teilnehmer, meist Männer, verzichten einen Monat lang auf jegliche sexuelle Befriedigung. Die Idee stammt aus der NOFAP-Bewegung, die noch einen Schritt weiter geht: der komplette Verzicht auf Pornografie und Masturbation, oft auf unbestimmte Zeit.

Die Wurzeln dieser Bewegung gehen auf einen Mann namens Alexander Rhodes zurück. Ursprünglich selbst ein begeisterter Konsument von Pornografie und Masturbation, behauptete er, der Verzicht habe ihm mehr Energie, Konzentration und eine gesteigerte Libido gebracht.

Die Argumente der Befürworter

Die Befürworter des Trends betonen immer wieder die Vorteile, die sie durch den Verzicht zu erfahren glauben. Dazu gehören:

  • Mehr Zeit: Die Zeit, die man früher vor dem Bildschirm oder im Bett verbracht hat, kann nun für Sport, Lernen oder kreative Projekte genutzt werden.
  • Verbesserte Konzentration: Viele Teilnehmende berichten, dass sie sich konzentrierter und geistig klarer fühlen.
  • Gesteigerte Libido und Selbstvertrauen: Ohne regelmäßige Selbstbefriedigung seien sexuelle Wünsche intensiver und Beziehungen erfüllender.

Diese vermeintlichen Vorteile klingen verlockend – aber wie wissenschaftlich fundiert sind sie wirklich?

NOFAP und No Nut November
Credit: PRIDR

Was die Forschung sagt

Zunächst einmal: Masturbation ist ein ganz natürlicher Teil des menschlichen Sexualverhaltens. Studien zeigen, dass regelmäßige Selbstbefriedigung keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat, solange sie nicht zwanghaft wird. Im Gegenteil, sie kann Stress abbauen und das allgemeine Wohlbefinden fördern.

Die Wissenschaft steht den Versprechungen von NOFAP skeptisch gegenüber. Es gibt keine schlüssigen Beweise dafür, dass der Verzicht auf Masturbation zu einem höheren Testosteronspiegel, besserer Konzentration oder gesteigerter Attraktivität führt. Psychologen warnen sogar davor, dass ein zu strikter Verzicht schädlich sein kann – insbesondere für Menschen, die bereits unter Depressionen oder Ängsten leiden.

Die dunkle Seite der Abstinenz

Während einige Teilnehmer positive Effekte erleben, berichten andere von negativen Erfahrungen. Eine Studie zeigt, dass Männer, die sich intensiv in NOFAP-Communities engagieren, häufiger unter Depressionen, Angstzuständen und sogar Erektionsproblemen leiden.

Noch problematischer ist die Kultur in einigen dieser Online-Gruppen. Dort finden sich nicht nur unrealistische Erwartungen, sondern oft auch frauenfeindliche, anti-LGBTQ+ und antisemitische Inhalte. Dieses toxische Umfeld kann das Selbstwertgefühl zusätzlich belasten.

Was wirklich hilft: Individueller Umgang mit Sexualität

Statt sich strikten Regeln zu unterwerfen, raten Experten zu einem ausgewogenen Umgang mit Sexualität. Wenn du das Gefühl hast, dass Pornografie oder Masturbation dein Leben negativ beeinflussen, kann es hilfreich sein, deine Gewohnheiten zu reflektieren. Dabei kann auch professionelle Hilfe sinnvoll sein.

Wenn der Verzicht jedoch nur Stress, Schuldgefühle oder gar soziale Isolation auslöst, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass solche Herausforderungen nicht das Richtige für dich sind.

Fazit: No Nut November – für wen ist das etwas?

Die Entscheidung, ob man an der Challenge teilnimmt, ist eine persönliche. Für manche ist der Verzicht eine spannende Herausforderung, die zu einem bewussteren Umgang mit Sexualität führt. Für andere sind der Druck und die damit verbundenen Schuldgefühle einfach nicht gesund.

Das Wichtigste ist, ehrlich zu sich selbst zu sein: Was tut dir gut, was nicht? Denn am Ende geht es nicht darum, ob du „standhaft“ bleibst, sondern darum, ein Leben zu führen, das dir Freude und Zufriedenheit bringt. Mit oder ohne Selbstbefriedigung.

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Hallo, ich bin David, 30 Jahre alt und komme aus Köln. Wenn ich nicht gerade auf Reisen bin oder die Kölner Bars und Clubs unsicher mache, schreibe ich darüber - und gebe meine Tipps an euch weiter....